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Warte auf mich in Udagawa
Mangaka: Hideyoshico
Twitter: hidepochico
Kategorie: Boys Love
Alter: 16+
Genre: Romance, Shonen Ai, Slice of Life
Anzahl der Bände: Einzelband
Verlag: Egmont
ISBN: 978-3-7704-4147-1
“Na dann… wäre ich gern mit dir zusammen.”
“Was? Wie? Bist du etwa schwul?”
“Nein. Bin ich nicht.”
“Was? Und wie willst du dann mit mir zusammen sein?”
“Na ja, ganz normal…”
Der zurückgezogene Momose hat einen eher schwierigen Stand in seiner Klasse und ist sichtlich überrascht, als er seinen Klassenkameraden Yashiro in Udagawa begegnet. Yashiro trägt Frauenkleider. Aber wieso? Diese Frage beschäftigt Momose sehr und so grübelt er einige Zeit darüber und beobachtet Yashiro in der Schule. Er beschließt noch einmal nach Udagawa zu gehen um zu sehen, ob Yashiro wieder dort sein wird. Und siehe da, er trifft ihn erneut und spricht ihn dieses Mal direkt an. Yashiro ist panisch und sichtlich überfordert damit, wie Momose mit der Situation umgeht.
Dieser Titel liegt mir sehr am Herzen, da er mir wirklich gut gefallen hat und ich leider überwiegend negative Rezensionen dazu gelesen habe, die wohl nach Kommentaren zu urteilen, auch einige vom Kauf abhalten. Darauf möchte ich gleich nochmal ausführlich eingehen und weiche dafür auch wieder ausnahmsweise auf die Kommentare aus. Aber noch mal kurz allgemein zum Manga: Ich liebe den skizzenhaften Zeichenstil, der die Unsicherheit der beiden Charaktere wunderbar unterstreicht. Das Charakterdesign hat mir sehr gut gefallen und passt zur Thematik des Manga. Den Lesefluss fand ich auch sehr stimmig.
Jetzt möchte ich gern auf zwei Kritikpunkte einiger Rezensenten eingehen und kurz erklären, wie ich darüber denke. Kritikpunkt 1: „Das Thema Transidentität wird gar nicht richtig bearbeitet“. Richtig. Das Thema existiert quasi nicht, weil an keinem Punkt im Manga deutlich wird, dass sich Yashiro im falschen Körper gefangen fühlt. Er möchte keine Frau sein. Er mag es lediglich, Frauenkleider zu tragen, weil er diese ästhetisch schön findet. Er mag niedliche Dinge und freut sich darüber, als Momose ihn als ‚süß‘ bezeichnet. Mehr zeigt der Manga nicht. Ein angesprochener Kritikpunkt war also, dass sich der Manga gar nicht „sozialkritisch“ mit dem Thema Transidentität auseinandersetzt. Und ich finde genau da sollte man sich als Rezensent selbst fragen, warum man persönlich es nicht einfach als ‚normal‘ hinnehmen kann, dass ein männlicher Charakter Frauenkleider trägt, eben OHNE, dass er einen inneren Leidensdruck hat und eine Frau sein möchte. Ich habe das Gefühl, dass hier ein Thema hineininterpretiert wurde und damit ein Problem herbeiphilosophiert wird, welches von der Mangaka nicht direkt thematisiert wurde. Der Manga und viele Rezensionen zeigen aber das eigentliche Problem sehr gut auf: Yashiro KANN keine Frauenkleider tragen, ohne, dass er, als Person und seine Geschlechtszugehörigkeit, von außen in Frage gestellt wird und wenn DAS nicht sozialkritisch ist, weiß ich auch nicht. Das sollte doch normal sein. Sicherlich hat auch der Klappentext seinen Teil dazu beigetragen, da er eine bestimmte Erwartungshaltung anregte.
Der zweite Kritikpunkt ist Momoes Art, die oft als ‚übergriffig‘ beschrieben wird. Hier würde ich teilweise zustimmen. Auch auf mich wirkte er an manchen Stellen etwas zu ‚pushy‘. Er verletzt, indem er Yashiros ‚nein‘ übergeht, einen gesellschaftlichen und natürlich völlig richtigen Konsens. Keine Frage. Dabei wirkt er, zumindest auf mich, jedoch nicht kalt und berechnend, sondern es handelt sich um Übersprungshandlungen, die aus einer gewissen Hilflosigkeit heraus entstehen und für die er sich anschließend oft entschuldigt. Selbstverständlich ist das keine Entschuldigung und soll sein Verhalten nicht rechtfertigen, aber dennoch erklären. Yashiros Entwicklung dahin, dass er seine Vorliebe für Frauenkleidung und Make-up akzeptiert, ist erst durch Momoses Eingreifen möglich. Wer aber ein großes Problem mit diesem Thema hat, sollte den Manga vielleicht nicht lesen. Wobei da dann eigentlich auch von vielen andere BL oder Shojo Werken eher abzuraten wäre. Darüber hinaus möchte ich nochmal unterstreichen, wie toll ich Momoses Umgang mit dem Thema ‚Männer in Frauenkleidung‘ finde. Für ihn ist es kein Problem. Er denkt darüber nach und entscheidet, dass es für ihn keinen Unterschied macht. Er findet Yashiro darin einfach süß. Und das ist doch toll.
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